Am Donnerstag (14) kehrte der Vizekanzler der Federal University of the Southern Frontier (UFFS), Antônio Andrioli, in die Stadt Pinhão im südlichen Zentrum von Paraná zurück. Diesmal ging es darum, den Familien des Rosmarintals eine gute Nachricht zu überbringen, die im Dezember 2017 durch eine aufsässige Räumungsaktion ihre Häuser und Menschenrechte verletzt wurden. Die Bundesintervention wurde vom Bundesgericht auf Antrag einer Holzindustrie in der Region genehmigt. Dutzende von Familien wurden in ihrem Lebensprospekt vertrieben und verwundet.

„Ich habe es satt, dass in Brasilien Indigene, Kleinbauern und Landlose von ihrem Land vertrieben werden, damit mehr Soja angebaut werden kann.“ - Interview mit Antônio Andrioli, Vize-Rektor der Universidade Federal da Fronteira Sul (UFFS), geführt von Angela Müller
Von Stig Tanzmann am 14.01.2019 - 16:08
 

Angela Müller: Am Samstag findet in Berlin die „Wir haben es satt“ Demo statt. Was bedeutet Dir die Bewegung?

Antônio Andrioli: Ich war letztes Jahr auf der Demo dabei und konnte vor dem Brandenburger Tor eine Botschaft zur Situation von Landwirtschaft und Politik in Brasilien vortragen. Ich hoffe, dass alle Bauern der Welt die industrielle Landwirtschaft satt haben, denn sie zerstört die Natur und die Grundlage der bäuerlichen Landwirtschaft. Sie lässt einer nachhaltigen, gesunden und sozial gerechten Lebensmittelproduktion keine Chance. Ich halte diese Demo und die damit zusammenhängende Bewegung für ein klares Zeichen, dass es möglich ist, im Einklang mit der Natur gutes Essen für alle zu produzieren.

Die Landwirtschaft hat meiner Ansicht nach nur eine Zukunftsperspektive, wenn sie bäuerlich, lokal und ökologisch gestaltet wird. Auch das Engagement gegen Glyphosat, Agrargifte generell und Gentechnik ist für mich sehr wichtig. Ich wünsche mir außerdem, dass Solidarität eine wichtige Rolle spielt. Denn das gute Lebensniveau in Europa basiert auf der Ausbeutung von Mensch und Natur in anderen Teilen der Welt. Ich habe es satt, dass in Brasilien Indigene, Kleinbauern und Landlose von ihrem Land vertrieben werden, damit mehr Soja angebaut werden kann. Soja, das letztendlich als Eiweiß für die billige Fleisch- und Milchproduktion auch in Europa dient.